GUTACH-BLEIBACH. Das Kirchenkonzert der Trachtenkapelle-Musikverein Bleibach bot den Zuhörern in der vollbesetzten St. Georgskirche ein weitgespanntes Programm mit Stücken aus dem Mittelalter uber Spirituals bis zu zeitgenossischer Musik. Erstmals mit dabei: Die Bläserklasse der Grundschule Gutach.
”Ich sehne mich so nach einem Land der Ruhe und Geborgenheit …” zitierte ein Mitglied der Trachtenkapelle zur Begrüßung aus einem Gedicht als Einstimmung auf das Programm, das — anstelle einer Moderation — zu jedem Musikstück einen kleinen gedruckten Text auswies. Zunächst jedoch gab es eine Premiere: Die Bläserklasse der Grundschule Gutach unter Leitung von Paul Zimmermann präsentierte mit Ernst und Eifer ihr Repertoire von Beethovens berühmter ”Ode an die Freude” bis hin zu traditionellen Weihnachtsliedern: Früh übt sich, was em Meister werden will!
Anschliefiend entführte das “große” Blasorchester unter Leitung von Dirigent Frank Kiener das Publikum auf eine musikalische Zeitreise ins Mittelalter mit einem dreisatzigen Werk von Philip Sparke, eingeleitet mit dem Loblied “Gaudete”. Lebhafter und dramatischer wurde es mit “Coventry Carol”, ein Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert, das — eher untypisch fur Weihnachten — als Thema den Kindesmord durch König Herodes musikalisch bearbeitet. Mit ”In dulci jubilo” wurde es mit tanzerischen Rhythmen wieder fröhlicher. Robert Finns “Elysium” aus dem Jahre 1999 thematisierte einen “Wohlfühlplatz” aus der griechischen Mythologie.
Nun gab es einen kleinen Bühnenwechsel: Das Saxophon-Ensemble aus sieben Bläsern und einem Schlagzeug fand sich auf einer Nebenbühne zusammen. Mit viel Empathie und Spielfreude brachten sie mit Leonard Cohens “Halleluja” eine der populärsten Balladen zur Aufführung. Die Interpretation des gefühlvollen Songs kam, gemessen am Applauspegel, beim Publikum besonders gut an. Ein fester Bestandteil im Programm vieler Blasorchester stellt Filmmusik dar. Hier hatte sich Dirigent Frank Kiener für Ennio Morricones “Mission” entschieden — ein Film uber die Erlebnisse des Jesuiten-Paters Gabriel. Michael Tränkle spielte auf der Oboe Gabriels berühmte Melodie, die zu den schönsten Kompositionen der Filmgeschichte gezählt wird.
Weiter ging es mit einer ganz anderen Art Musik: “Spiritual Moments” des niederlandischen Komponisten Dizzy Stratford, der darin bekannte und weniger bekannte Spirituals zu einem modernen, rockigen Medley verarbeitet. Letzter Programmpunkt war “Song of Adoration”, eine Komposition von Roland Kernen aus dem Jahre 2005 , besser bekannt als das beliebte Lied “Lobe den Herren”, das einige Zuhörer mitsummten. “Wir hatten noch eine Zugabe vorbereitet”, bot Frank Kiener danach bescheiden an. Daraus wurden zwei; denn das Publikum applaudierte im Stehen, ehe sich alle zufrieden und teilweise noch bei einem Glas Glühwein verweilend, in den winterlich dunklen Abend auf den Heimweg machten.
Von Andrea Kurz