GUTACH. Das Frühjahrskonzert der Trachtenkapelle Bleibach stand unter dem Motto “Eine
magische Nacht” – und dem wurde es vollends gerecht. Dazu trug “The magic man” Willi
Auerbach mit seiner Zauberei bei, aber ganz entscheidend das Blasorchester selbst unter
der Leitung von Dirigent Frank Kiener. Die gewählten Kompositionen wurden instrumental
beeindruckend präsentiert.
Den Einstieg gestaltete das Jugendorchester des Vereins unter der Leitung von Marcus
Baier, moderiert von Jungmusiker David Baier: Mystisch bei “Stonehenge”, rasanter in
Sätzen aus “Harry Potter und der Feuerkelch” und dann hin zum Zauber bei “Disney’s
Magical Marches”. Das riesige Publikum war eingestimmt und Vorsitzende Gudrun Moser-
Schwab hieß den Zauberer und Moderator dieses Abends, “Magic Man” Willi Auerbach und
seine Assistentin Elena, willkommen. Der legte mit dem Verschwindenlassen einer
Glas-Ketchup-Flasche in einer Papiertüte, die er dann zusammengeknüllt wegwarf, los.
Das Blasorchester saß bereit auf der Bühne für den “Einzug der Zauberer” (Robert
Buckley). Doch weit und breit kein Dirigent in Sicht. Dafür eine definitiv leere Kiste, wie
Das Blasorchester vom Musikverein Bleibach bot ein fantastisches Konzert in der
Festhalle.
Willi und Elena den Besuchern beim Hin- und Herdrehen bewiesen. Dann wurde der
Deckel geschlossen, Trommelwirbel und Abrakadabra, eine Drehung und nach dem Öffnen
erhob sich daraus Frank Kiener und übernahm, nachdem der Applaus verhallt war, die
Leitung des rund 60-köpfigen Orchesters, in dem sieben Gastmusiker Schlagwerk-,
Hörner- und Posaunen-Parts unterstützten.
Dem folgten Willi Auerbachs Seiltricks, wozu er auch Konzertgast Bernhard Kury auf die
Bühne holte. Der durfte Elenas Arme und Oberkörper mit verschnüren und sämtliche
Knoten prüfen. Sein Jacket verschwand und wer hatte es plötzlich an? Elena, und zwar
unter den Stricken, obgleich Willi die ganze Zeit vorn auf der Bühne gestanden hatte und
somit hinterm Vorhang nichts tricksen konnte. Ähnlich Erstaunliches gelang der
Assistentin, als sie sich später aus Metallringen befreite, ebenfalls ohne Auerbachs Zutun,
zumindest wie’s schien. Am genialsten von seinen magischen Nummern war aber sicher
die, bei der Begriffe und Anliegen, die irgendwelche Besucher äußerten, auf Papier in eine
Kiste übertragen wurden, die verschlossen den ganzen Abend unter der Decke gehangen
hatte. Telepathie oder Technik? Wir wissen es nicht. Das Publikum war jedenfalls
begeistert. Weitere Gäste wurden auf die Bühne geholt zum Karten-, Traumdeutungsund
Ratespiel sowie zum Tanz mit dem durch die Luft schwebenden Tisch.
Musikalisch ging es weiter mit dem grandiosen “UNO Marsch” (Robert Stolz). Nach der
Pause zeichneten die Musiker in Auszügen die Sinfonie Nummer 1 zu “Der Herr der
Ringe” (Johan de Meij) nach. So gekonnt, dass dem Zuhörer das traumhafte Elbenland
mit hellen, lichten Tönen, der wilde Galopp zur verheerenden Schlacht, das dunkle,
schauerliche Reich von Gollum und der Schlagabtausch der Zauberer bildlich vor Augen
schwebte. All die Dramen mündeten im Happyend und einem fröhlichen Tanz der Hobbits
im Auenland.
Mit Saxofonen der verschiedenen Klanglagen im Mittelpunkt – die Musiker, von denen der
Dirigent mit seinem Baritonsaxofon einer war, aufgestellt vorne auf der Bühne – wurde
der “Root Beer Rag” (Billy Joel) intoniert. Da kam Stimmung auf und das Publikum hätte
von den Saxbeats offensichtlich gern eine Zugabe gehabt. Doch die Interpreten mussten
wieder in die Orchesterreihen und ans Dirigentenpult: “Die Schöne und das Biest” (Alan
Menken) – ein wunderschönes Stück – wurde geboten. Vereinzelte Soli sorgten dabei für
besondere Momente. Die emotionale Atmosphäre setzte sich fort bei “Music (was my first
love)” (John Miles). Das Stück ist mit seinen fortlaufenden Steigerungen, diesem
Anschwellen im klanglichen Ausdruck, prädestiniert, um Gänsehautschauer dem Zuhörer
über Nacken und Arme laufen zu lassen, weil es einfach so herrlich ist. Nun war das ein
Höhepunkt, bei dem man dachte, das der kaum noch zu toppen ist, doch man wurde eines
Besseren belehrt.
Was da kam, kann als experimentelles Wirken von Musikern und Sängern überschrieben
werden. Bei Letzteren handelte es sich um Orchestermitglieder, die hier aber nicht auf
der Bühne spielten – außer die an Schlagwerk und Percussions – sondern sich entlang der
beiden Längswände im Saal positionierten und immer wieder in der selben Tonlage eine
kurze Gesangspassage wiederholten, während Solisten melodische instrumentale Beiträge
im Mittelgang boten und die Klänge von der Bühne rhythmisch hinzukamen. “Visionen”
(Mario Bürki) vereint diese parallelen Elemente zu einem Klangteppich der Extraklasse.
Man fühlte nach Beenden und noch bei der Zugabe in sich oder um sich herum so ein
Nachschwingen, weil all die Laute und Töne sich wie ein Gewebe aus Klang in dem Saal
ausgebreitet hatten. Das war auch Magie und dieser ganze Abend besonders zauberhaft.
Danach gab es noch Barbetrieb und Party mit DJ Bocki.
Ehrungen: Für 40 Jahre als aktive Musiker in der Trachtenkapelle Musikverein Bleibach
wurden folgende drei Musiker vom Landesverband der Blasmusik mit der Ehrennadel in
Gold und Urkunde ausgezeichnet: Clemens Fischer (Klarinette), Hansjörg Fischer
(Flügelhorn) und Dieter Nopper (Klarinette). Zur Überreichung der Auszeichnung kam
Michael Moser, Vorsitzender des Bezirks Elztal/Simonswald im Oberbadischen
Blasmusikverband Breisgau, und würdigte die drei verdienten Musiker, die jahrelang auch
im Vorstand agierten und nach wie vor bei den vielen Aktivitäten des Vereins
unverzichtbar unterstützen und sich engagieren. “Sie haben sich verpflichtet, die Musik
an das Publikum weiterzugeben und dazu im besonderen Maße, nämlich über so eine
lange Zeit, beigetragen”, betonte der Bezirksvorsitzende. Er wünschte ihnen, dass das
noch lange so ist. Vorsitzende Gudrun Moser-Schwab hielt im Namen der Trachtenkapelle
Musikverein Bleibach für die drei verdienten Musiker Geschenke der besonderen Art und
auch Anekdoten parat. Sie überreichte spezielle Vogelhäuschen mit Inhalt.
Auszeichnungen: Für ihren Fleiß und ihr Talent wurden von den Jugendleiterinnen, dem
Jugenddirigenten Marcus Baier und der Vorsitzenden zehn Jungmusiker ausgezeichnet für
den erfolgreich absolvierten Lehrgang mit Prüfung für das Jungmusikerleistungsabzeichen
der Blasmusik. In Bronze erhielten es: Adriana Sangiorgio, Tom Khuu, Paul Weiß, Kamil
Mierzejewski, Emma Deubler, Lisa Schwab und Elena Schäfer. In Silber: Milena
Schwendemann, Elias Hamm, Jasmin Schneider und Johannes Kanstinger.
Spende: Die Vorsitzende gab erfreut bekannt, dass die Metzgerei Schuler 1000 Euro dem
Musikverein Bleibach gespendet hat. Die kamen bei der Gewerbeschau zusammen. Jeder
Besucher durfte für einen Euro schätzen, wie schwer das Holzschwein ist, welches vor der
Metzgerei steht. Der aufgerundete Betrag wurde dem Musikverein für seine
Nachwuchsarbeit überreicht.
Autor: Karin Heiß